Tara ist eine der zentralen Göttinnen des tibetischen und hinduistischen Buddhismus und verkörpert Liebe, Mitgefühl und spirituelle Weisheit. Als Göttin, die über Jahrtausende hinweg verehrt wurde, steht sie für die Aspekte der weiblichen Kraft, die Schutz, Heilung und Erleuchtung bringen. Tara wird oft als “Retterin” oder “Befreierin” bezeichnet, da sie es ist, die den Menschen in ihren Nöten zur Seite steht und ihnen hilft, den Pfad zur Erleuchtung zu finden.
Dieser Beitrag beleuchtet die verschiedenen Aspekte Taras, ihre Bedeutungen und Symbole sowie ihre Bedeutung in der spirituellen Praxis.
Die Ursprünge und Bedeutung von Tara
Tara gilt als Verkörperung des Mitgefühls, und ihr Name bedeutet “Stern” oder “die Retterin”. In den Legenden des tibetischen Buddhismus wird erzählt, dass Tara ursprünglich eine Prinzessin war, die sich der Praxis des Mitgefühls und der Meditation verschrieben hatte. Sie soll ein Gelübde abgelegt haben, in dem sie verspricht, den Menschen aus ihren Leiden zu helfen und ihre Energie stets dafür einzusetzen, andere auf dem Weg zur Erleuchtung zu unterstützen. Sie entschied, niemals als Mann wiedergeboren zu werden, sondern sich als weibliches Wesen zu manifestieren und so allen Lebewesen zu helfen.
Tara tritt im Buddhismus in zwei Hauptformen auf: Grüne Tara und Weiße Tara. Beide Aspekte repräsentieren verschiedene Qualitäten von Taras Energie und wurden durch ihre eigene Meditation und ihr Mitgefühl zur Welt gebracht. Diese beiden Formen stehen im Mittelpunkt buddhistischer Rituale und Gebete, die auf Schutz, Heilung und spirituelle Erkenntnis abzielen.
Die Grüne Tara – Schutz und Aktivität
Die Grüne Tara ist die wohl bekannteste Form der Göttin. Sie ist die Göttin des Schutzes, der Befreiung und der aktiven Hilfe. In Darstellungen wird sie oft in einer entspannten, aber wachsamen Haltung gezeigt, bereit, jederzeit einzuschreiten und Menschen aus Gefahr zu befreien. Die Grüne Tara gilt als Beschützerin vor physischen und psychischen Gefahren und als Helferin in schwierigen Situationen. Ihre grüne Farbe symbolisiert die aktive Kraft des Mitgefühls und ihre Bereitschaft, in dieser Welt zum Wohle aller Wesen zu wirken.
Die Grüne Tara wird besonders in Notlagen angerufen, sei es im Angesicht von Angst, Krankheit oder Unsicherheit. In ihrer rechten Hand hält sie eine offene Lotusblüte, die sowohl für das erwachte Bewusstsein als auch für die Reinheit des Geistes steht. Ihre Haltung und ihre Handgesten, die sogenannten Mudras, strahlen Beschützerkraft und Mut aus – eine Erinnerung daran, dass Tara immer zur Hilfe bereit ist.
Die Weiße Tara – Heilung und Langlebigkeit
Die Weiße Tara verkörpert Taras heilende und friedvolle Aspekte. Sie steht für Reinheit, Langlebigkeit und spirituelles Wachstum. In Darstellungen wird die Weiße Tara oft mit sieben Augen dargestellt: zwei in ihrem Gesicht, ein drittes Auge auf der Stirn und je eines auf den Handflächen und Fußsohlen. Diese Augen symbolisieren ihr allsehendes Bewusstsein und ihr tiefes Mitgefühl, das alle Lebewesen ohne Ausnahme umfasst. Die Weiße Tara wird besonders als Heilerin verehrt und angerufen, wenn Menschen Krankheit, Schmerz oder Verlust erleben.
Ihre weiße Farbe symbolisiert Reinheit, Wahrheit und inneren Frieden. Die Weiße Tara lehrt uns, dass Heilung auf tiefer spiritueller Ebene stattfindet und dass echtes Mitgefühl eine starke Kraft zur Überwindung von Leiden ist. Sie ist eine Göttin, die den Menschen zur Seite steht und sie auf dem Weg der Selbsterkenntnis und des inneren Wachstums unterstützt. Ihre ruhige Energie erinnert uns daran, dass Mitgefühl und Vergebung uns helfen, Heilung zu erfahren und Frieden zu finden.
Taras Symbolik und Darstellungen
In Darstellungen ist Tara oft mit einem Lotus dargestellt, der für Reinheit, Transformation und spirituelles Erwachen steht. Der Lotus symbolisiert die Fähigkeit, aus dem Schmutz und den Widrigkeiten des Lebens zu wachsen und zur vollen Blüte zu gelangen, so wie der menschliche Geist durch Herausforderungen zur inneren Klarheit erwachen kann. Die beiden wichtigsten Farben von Tara – Grün und Weiß – repräsentieren die beiden großen Aspekte ihres Wesens: Aktivität und Schutz, Ruhe und Heilung.
Taras Haltung und Gestik sind ebenfalls symbolisch aufgeladen. Sie sitzt oft in einer entspannten Position, ein Bein ist jedoch nach vorn ausgestreckt, was auf ihre ständige Bereitschaft hinweist, den Menschen in der materiellen Welt zu helfen. Ihre Hände halten Mudras, die bestimmte Bedeutungen tragen, wie die Mudra des Mitgefühls oder die Mudra des Schutzes. Diese Gesten sollen Menschen daran erinnern, dass sie die Kraft besitzen, in die eigene innere Weisheit und Mitgefühl zu vertrauen.
Die Bedeutung von Tara in der spirituellen Praxis
In der spirituellen Praxis wird Tara als eine Quelle der Inspiration und Unterstützung betrachtet. Viele Buddhisten und spirituell Suchende rezitieren das Tara-Mantra, um ihre heilenden und schützenden Energien zu aktivieren:
“Om Tare Tuttare Ture Svaha”.
Dieses Mantra ruft Tara an, um die Hindernisse des Geistes zu lösen, Ängste und Sorgen zu lindern und den Weg zur inneren Klarheit zu unterstützen. Es ist ein Mantra, das Trost und Stärke schenkt und daran erinnert, dass wir nicht alleine sind und dass eine schützende Energie uns umgibt.
Tara bietet nicht nur Hilfe in schwierigen Zeiten, sondern ist auch eine spirituelle Lehrerin, die uns dazu ermutigt, Mitgefühl zu leben und die Kraft in uns selbst zu finden, um mit Herausforderungen umzugehen. Viele Menschen nutzen Tara als Vorbild für die Entwicklung innerer Qualitäten wie Güte, Geduld und Sanftmut. Sie wird zu einer inneren Begleiterin auf dem spirituellen Weg und zeigt uns, dass Mitgefühl eine starke und heilende Kraft ist.
Tara – Göttin des Mitgefühls und der spirituellen Kraft
Tara ist eine Göttin, die nicht nur Schutz und Heilung gewährt, sondern uns auch lehrt, wie wir selbst zu einem Ort des Friedens und der Stärke werden können. Sie ist eine Wegbegleiterin, die uns zeigt, dass Mitgefühl und Weisheit Hand in Hand gehen und dass wir die Kraft besitzen, selbst Heilung und Befreiung zu erfahren. Durch die Verbindung zu Tara können wir lernen, unser Herz zu öffnen, Geduld zu entwickeln und in schwierigen Zeiten auf die innere Stimme zu hören.
In den vielen Facetten von Tara erkennen wir, dass wahres Mitgefühl eine transformative Kraft ist, die uns nicht nur mit anderen, sondern auch mit uns selbst verbindet. Sie erinnert uns daran, dass Spiritualität nicht nur im Rückzug und in der Meditation liegt, sondern auch im aktiven Mitgefühl und in der Bereitschaft, für andere da zu sein. Tara ist ein lebendiges Symbol für das, was in jedem von uns ruht – die Kraft zu helfen, zu heilen und zu wachsen.